Zusammenfassung:
Symptome der Borreliose sind nicht einheitlich. Verschiedene Borreliose-Erkrankungen und die Symptome werden erörtert. Die Labortests werden beschrieben. Leider sind sie alle nicht so zuverlässig zuverlässig. Auch der teure LTT wird beschrieben und die Fehlerquote sowie die Stellungnahme des Ärzteblatts zum LTT.
Die Problematik des Borreliennachweises und was Sie vielleicht noch nicht wissen
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Borrelieninfektionen werden üblicherweise mit dem Zeckenbiss in Verbindung gebracht. Leider gibt es auch noch einige andere Möglichkeiten der Übertragung, zum Beispiel durch bestimmte Mücken oder Läuse. Eine bestimmte Borrelie, die Borrelia Theileri wird nicht durch Insekten übertragen, sondern wahrscheinlich über Nahrungsmittel. Es gibt über 60 Borrelienarten und nicht alle können im Labor getestet werden. Durchaus ist es möglich, dass mehrere Borrelienarten den Organismus gleichzeitig infizieren. Borrelieninfektionen gehören zu den Zoonosen. Zoonosen sind Infektionskrankheiten, welche vom Tier auf den Menschen oder von den Menschen auf das Tier übertragen werden können. Diese allgemeine Zuordnung lässt sich jedoch verfeinern. Borrelien gehören zu den Spirochäten. Es gibt viele Arten von Spirochäten, unter anderem der Erreger der Syphilis und Erreger von Durchfallerkrankungen. Borrelien leben intrazellulärer, d. h. in den Zellen von Menschen oder Tieren. Das macht die Diagnostik und die Therapie schwierig. Sie verlassen die Zellen nicht ohne Not. So konnte nachgewiesen werden, dass Borrelien sich auch in Nerven fortbewegen können und die Reise durch den oft über 1 Meter langen Ischiasnerv nur unglaubliche 2 Minuten dauert.
Borrelien können auch zystische Formen annehmen, das heißt, sie verkapseln sich in der Zelle und sind dabei resistent gegen Antibiotika. Die Labordiagnostik umfasst die Bestimmung von IgG- und IGM-Antikörpern. Der Nachweis von IgG-Antikörpern spricht für ältere abgelaufene Infektionen. „Abgelaufen“ heißt aber nicht beseitigt. Die Erreger können durchaus als „Schläfer“ in den Zellen sitzen und nach Jahren wieder aufwachen und zur Invasion führen. Die IGM-Antikörper sprechen eher für eine akute Infektion. Es dauert jedoch ca. 8 Wochen bis sich die Antikörper während einer Infektion bilden. Also kann während der ersten acht Wochen des Infektes keine Behandlung erfolgen, wenn man diese von einem positiven Laborergebnis abhängig machen möchte. Da Borrelieninfektionen nicht immer einen typischen Verlauf haben, kann man keinesfalls während der 8 Wochen sicher sein, ob es sich wirklich um Borrelien handelt. Und selbst nach der Wartezeit von sechs Wochen bilden sich bei einigen Patienten keine Antikörper, obwohl sie mit Borrelien infiziert sind. Das kann unter anderem daran liegen, dass zu viele verschiedene Borrelienarten gibt und die Testkits nicht auf alle Arten positiv reagieren können.
Bei Routineuntersuchungen wurden in bestimmten Gegenden 20 % der Bevölkerung mit positiven Antikörpern gefunden, obwohl sich die meisten von ihnen nicht an einen Infekt erinnern konnten. Hier konnte offenbar das Immunsystem die Erreger im Schach halten, sodass es nicht zu Infektionen kam. Die scheinbare Sicherheit kann jedoch trügerisch sein, weil die Borrelien möglicherweise in den Zellen Zysten gebildet haben, welche nicht aktiv sind. Daraus können jedoch jederzeit aktive Borrelieninfektionen entstehen. So erinnere ich mich an Patienten, welche zum Teil bis zu sieben Jahren beschwerdefrei waren und dann wieder unter einer Borrelieninfektion litten. Bei manchen Symptomen wie Kopfschmerzen, Müdigkeit und Abgeschlagenheit wird bei positiven Antikörpern gelegentlich fälschlicherweise eine Borreliose diagnostiziert.
Die Symptomatik der Borreliose richtet sich vor allem nach den befallenen Organen. So kann sich beim Erythema migrans die Haut röten und entzünden (oft ringförmig als Wanderröte). Wenn das Nervensystem betroffen ist, so leiden die Patienten unter chronischer Müdigkeit, Kopfschmerzen, Sensibilitätsstörungen, Lähmungen und Schwindel. Der Befall der Gelenke geht mit Gelenkschmerzen und -schwellungen einher. Auch eine Herzmuskelentzündung können Borrelien verursachen. Bei allen Borrelieninfektionen finden sich meist immer Schlafstörungen. Wenn bei all dieser Symptomatik die Antikörper negativ sind, führt das häufig zu gravierenden Fehldiagnosen.
Zur Verbesserung der Labordiagnostik bieten einige Labore den Lymphozytentransformationstest für Borrelien (LTT- Borrelien) an. Bei diesem Test werden die weißen Blutkörperchen „T-Lymphozyten“ auf borrelienspezifische Proteine untersucht. Bei positivem Ergebnis geht man davon aus, dass die T-Lymphozyten sich in einem Abwehrkampf mit den Borrelien befinden. Wenn dann eine erfolgreiche Behandlung durchgeführt wurde, kommt es ca. 4-6 Wochen später zu einem negativen Befund des LTT. Die Sensitivität des Tests wird mit ca. 90 % angegeben. D. h. 90 % der Infizierten werden durch diese Methode entdeckt. 10 % werden jedoch „versehentlich“ als Gesunde eingeschätzt. Erschwerend kommt hinzu, dass bei positiven Ergebnissen ca. 8 % nicht infiziert waren. Sie würden dann eine Therapie erhalten, obwohl sie gesund sind. Seriöse Labors weisen klar darauf hin, dass eben einige Infizierte durch die diagnostischen Maschen fallen und dass eben der negative Befund eine Infektion nicht ausschließt. Sie erklären, dass deshalb immer die Beurteilung des klinischen Bildes (Symptome) wichtig ist. Da stellt sich die Frage nach dem Wert eines solchen Labortests. Auch die Wartezeit von ca. sechs Wochen nach Therapieende zur Beurteilung des Therapieerfolgs erscheint mir erheblich zu lang. Sofern die Therapie nicht erfolgreich war, muss eine neue Therapie her, deren fraglicher Erfolg wieder erst in sechs Wochen überprüft werden kann. Das ist sehr umständlich, zeitraubend und teuer. Außerdem werden andere Spirochäten-Infektionen nicht durch diesen Test gefunden. Ich habe den LTT dabei noch recht positiv, basierend auf den Angaben eines Labors, dargestellt.
Auch im Deutschen Ärzteblatt wurde über den Test berichtet:
Widersprüchliche Resultate
Auch der LTT ist jedoch nicht standardisiert zwischen den verschiedenen Labors, und der Berliner Immunologe weiß um die unsichere Datenlage zu der Frage, ob der LTT in der Routinediagnostik tatsächlich Vorteile bringt. „Der LTT kann hilfreich sein, ein positives Ergebnis beweist aber die Borrelieninfektion nicht.“ Direkt nachweisen ließen sich Borrelien über eine PCR oder die Erregerkultur, wobei das Anzüchten im Labor schwierig sei.
Die Forscher am Nationalen Referenzzentrum für Borrelien in München halten den LTT dagegen für eine Borreliendiagnostik nicht geeignet. „Der LTT ist weniger sensitiv und vor allem weniger spezifisch als die Serologie“, kritisieren Fingerle und Wilske (6). Ähnlich sieht es die Schweizerische Gesellschaft für Infektiologie: Die Resultate des LTT seien sehr widersprüchlich und nicht spezifisch, gebe es doch Reaktionen auch bei gesunden, seronegativen Kontrollpersonen und bei Neugeborenen mit seronegativen Müttern (1).
Für die Sensitivität und Spezifität würden Werte zwischen 45 und 95 Prozent angegeben. Falschpositive Ergebnisse kämen durch immunologische Kreuzreaktionen mit anderen Erregern zustande. Insgesamt erlaube der Test daher keine Aussage über Aktivität, Verlauf und Prognose der Lyme-Borreliose.
Ärzteblatt.de 26/2007